Südamerika: Kontinent im Umbruch

In Südamerika bleibt kein Stein auf dem anderen. Neben Venezuela stehen politische Neuanfänge auch Kuba und wohl Brasilien bevor. Die „Welt“ gibt einen Überblick über die jeweiligen Machtverhältnisse.

Venezuela: Tiefer Fall der Sozialisten

Die bürgerlich-konservative Opposition hat eine deutliche Mehrheit im Parlament gewonnen. Das „Geburtsland“ des „Sozialismus des 21. Jahrhundert“ hat sich damit vor der Idee der „Bolivarischen Revolution“ abgewandt. Trotzdem bleibt die linksgerichtete Regierung erst einmal im Amt. Ihr drohen nun interne Grabenkämpfe über eine personelle und inhaltliche Neuausrichtung der sozialistischen Partei. Ob Präsident Nicolas Maduro diese herbe Niederlage überstehen kann, ist zweifelhaft.

Argentinien: Kirchner-Ära beendet

Am 10. Dezember beginnt in Argentinien eine neue Ära. Zwölf Jahre lang hatte das Ehepaar Nestor und Cristina Kirchner das Land regiert. Doch bei den vergangenen Präsidentschaftswahlen konnte der bürgerliche Unternehmer Mauricio Macri die Mehrheit der Stimmen gewinnen. Mit Macri kommt ein klassischer Manager-Typ in die „Casa Rosada“, den Präsidentenpalast in Buenos Aires.

Brasilien: Dilma Roussef rutscht ab

Viel weiter abwärts kann es eigentlich nicht mehr gehen. Ein gigantischer Korruptionsskandal um die eigene Arbeiterpartei, katastrophale Wirtschaftsdaten, dazu ein Umweltdesaster. Dilma Rousseff, die sich im vergangenen Jahr nur hauchdünn über die Ziellinie bei den Präsidentschaftswahlen rettete, ist schwer angeschlagen. Ein Amtsenthebungsverfahren ist beantragt und auf den Weg gebracht.

Kuba: Kein Ende des Massenexodus

Im Schatten der europäischen Flüchtlingskrise tut sich Erstaunliches in Mittelamerika und der Karibik. Nahezu täglich landen neue Flüchtlinge aus Kuba irgendwo an den Ufern in Honduras, Panama oder Costa Rica. Sie alle eint ein Ziel: raus aus Kuba, egal wie. Auf ihrem Weg in die USA sammeln sich zur Zeit Tausende an der Grenze zwischen Costa Rica und Nicaragua. Das jüngste Jahreshoch an Verhaftungen von Regimekritikern im November spricht für sich. Obwohl die Eiszeit mit den USA beendet ist, liefert Kubas Regierung aus Sicht vieler Bürger nicht. Immer mehr Menschen wollen einfach weg.

Paraguay: Kopf- und führungslos

Das Experiment rund um den ehemaligen Bischof Fernando Lugo ist in Paraguay gescheitert. Dort ist inzwischen mit Horacio Cartes wieder ein Vertreter aus dem bürgerlichen Lager an der Macht, der wie aus einer vergangenen Zeit wirkt. Ein Milliardär mit Hang zur Selbstdarstellung und wenig Vision. Trotzdem schafft es die Linke in Paraguay nicht, wieder Boden unter die Füße zu bekommen. Das liegt vor allem an der fehlenden personellen Alternative. Denn ein charismatischer sozialistischer Politiker ist weit und breit nicht in Sicht.

Uruguay: Mujica wird nicht gehört

Uruguay bleibt in der Hand der Sozialisten. Zwar durfte Jose „Pepe“ Mujica bei den jüngsten Präsidentschaftswahlen nicht mehr antreten, weil es die Verfassung verbot. Doch der Sozialist ist nach wie vor das mahnende Gewissen der Linksbewegung nicht nur in Uruguay, sondern in ganz Lateinamerika. Seine Warnung nach Caracas, es nicht zu übertreiben und die politischen Gefangenen freizulassen, ignorierte die Maduro-Regierung.

Bolivien: Gegenwind für Morales

Stimmen die Umfrageergebnisse, dann muss sich auch der als unantastbar geltende Evo Morales Sorgen machen. Sein Plan, mit Hilfe eines Referendums die Verfassung zu ändern, um seine Wiederwahl zu ermöglichen, ist zumindest in Gefahr. Rund 54 Prozent der Wahlberechtigten sprachen sich jüngst gegen eine Verfassungsänderung aus, und jetzt gibt es auch noch einen Skandal: Ausgerechnet eine der populärsten indigenen Ministerinnen soll tief in die Staatskasse gegriffen haben.

Ecuador: Karriereende für Correa?

Die „Bürgerrevolution“ verzeichnet bereits erste Risse. Bei den jüngsten Kommunalwahlen verloren die regierenden Sozialisten in den vier größten Städten den Urnengang. Präsident Rafael Correa kokettiert wieder einmal mit dem Gedanken, bei der nächsten Präsidentschaftswahl nicht anzutreten. Der Kampf um die umstrittene Erdölförderung im ökologisch-sensiblen Nationalpark Yasuni hat seinen Nimbus gebrochen.

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