Lateinamerika: Regierungen müssen Rechte von Indigenen garantieren

Anlässlich des Internationalen Tags der indigenen Völker am kommenden Dienstag (9.) weist FIAN Deutschland auf die besorgniserregende Situation vieler indigener Gemeinschaften hin. Unter anderem in Lateinamerika werden individuelle und kollektive Rechte von Indigenen, darunter das Recht auf Nahrung, systematisch verletzt. „Die indigene Bevölkerung Lateinamerikas stirbt einen langsamen, aber sicheren sozialen und kulturellen Tod. Hierfür ist in erster Linie der fehlende Zugang zu ausreichenden Land-Ressourcen verantwortlich“, so Almudena Abascal, Lateinamerika-Referentin von FIAN Deutschland. FIAN fordert die Regierungen auf, ihren nationalen und internationalen Verpflichtungen nachzukommen und den Schutz indigener Völker zu garantieren.

Indigene Ureinwohner sind die „Schwächsten“ der Gesellschaft (Foto: Latinapress)

Gerade in Lateinamerika hat sich die Situation vieler indigener Gruppen in den vergangenen Jahren deutlich verschärft: der Raubbau der natürlichen Ressourcen – ohne Beachtung des Willens und der Bedürfnissen von Indigenen – und die massive Expansion des Agribusiness bedrohen ihr nacktes Überleben. Vielerorts mussten indigene Territorien großen landwirtschaftlichen Nutzflächen weichen, meist für Soja-, Palmöl- und Zuckerrohr-Plantagen oder für die Viehzucht. Der explosionsartig wachsende Einsatz gefährlicher Pestizide zerstört zudem die Biodiversität und führt ebenfalls zur Vertreibung indigener Gemeinden. Gewaltsame Auseinandersetzungen bei Räumungen sowie systematische Repression und Kriminalisierung indigener Völker und Landrechteverteidiger sind weitere Merkmale des anhaltenden Verdrängungs-Prozesses.

Beispiele für die prekäre Situation indigener Völker in Lateinamerika

Panama: Seit der Fertigstellung des von der deutschen Entwicklungsbank DEG mitfinanzierten Wasserkraftprojekts Barro-Blanco lebt das indigene Volk der Ngabe-Buglé unter prekären Bedingungen. Am 23. Mai 2016 vertrieb die panamaische Polizei die Ngabe-Buglé der Gemeinde Mama Tata aus ihrem traditionellen Land, um mit der Flutung des Stausees zu beginnen. Durch den Bau des Staudamms droht der Gemeinde die Überflutung ihrer Länder, Häuser sowie heiliger und kultureller Orte. Verletzt werden nicht nur die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte der Ngabe-Buglé, sondern auch ihr Recht auf freie, vorherige und informierte Zustimmung.

Brasilien: seit vielen Jahren begleitet FIAN den Kampf der Guarani-Kaiowá im brasilianischen Bundestaat Mato Grosso do Sul. Für die Kaiowá ist der Zugang zu ihrem angestammten Land eine zentrale Voraussetzung, um eine harmonische Beziehung zwischen Mensch, Natur und spiritueller Welt zu gewährleisten. Seit dem 19. Jahrhundert werden sie systematisch aus ihren traditionellen Gebieten vertrieben, um Flächen für die Landwirtschaft zu gewinnen. Aufgrund des Verlusts ihres Landes können die Kaiowá ihrer einst vielfältigen Nahrungsmittelbeschaffung wie Fischen, Jagen, Sammeln von Wildfrüchten und Ackerbau nicht mehr nachgehen. Fast alle Guarani-Kaiowá leiden unter Hunger oder Nahrungsunsicherheit. Allein im Jahr 2014 sind 55 Kinder an Unterernährung gestorben.

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