Tabaré Vázquez erneut im Präsidentenamt

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Die Frente Amplio hat die zweite Runde der Präsidentschaftswahlen in Uruguay klar gewonnen. Aber sie darf sich nicht auf dem Erreichten ausruhen: Die eigentlichen Herausforderungen stehen erst an, meint Pablo Kummetz.
 

Tabare Vazquez wird erneut Präsident Uruguays
 (Foto: picture-alliance/Landov/N. Celaya)

Am Ende wurde es deutlich: Mehr als zehn Prozent beträgt der Vorsprung des Kandidaten der linken Frente Amplio (Breite Front), Tabaré Vázquez, Vorgänger und jetzt auch Nachfolger von José Mujica, vor Luis Alberto Lacalle Pou, dem Bewerber der bürgerlichen Opposition. Die endgültigen Ergebnisse werden im Laufe des Montags bekanntgegeben. Fest steht aber ohne Zweifel schon jetzt, dass Vázquez der nächste Präsident Uruguays sein wird.
Bereits in der ersten Runde hatte es sich angedeutet: Trotz anfänglicher Prognosen die ein Kopf-an-Kopf-Rennen voraussahen, hat die Frente Amplio bereits im ersten Wahlgang mit 48 Prozent fast die absolute Mehrheit erreicht. Die zweite Runde wurde so im Grunde zur Formsache.
Keine echte Überraschung
Überraschend kam das eigentlich nicht. Zu gut sind die wirtschaftlichen Eckdaten, um grundsätzlich die Wirtschaftspolitik der Regierung in Frage zu stellen. Mit fast 14.000 US-Dollar pro Kopf im Jahr wird Uruguay von der Weltbank als Land mit relativ hohem Einkommen eingestuft. Das Wachstum betrug 2006 bis 2013 durchschnittlich 5,5 Prozent jährlich. Für 2014 peilt man immerhin drei Prozent an. Die Staatsverschuldung ging von 100 Prozent des BIP in 2003 auf 60 Prozent in diesem Jahr.
Auch die sozialen Indikatoren lassen sich sehen. Die Arbeitslosigkeit hat mit aktuell 6,2 Prozent einen historischen Tiefstand erreicht. Die Armut sank von 39,9 Prozent in 2004 auf heute 11,5 Prozent. Die extreme Armut, von 4,7 Prozent in 2004 auf jetzt 0,5 Prozent. Das Land hat eine der besten Einkommensverteilungen Lateinamerikas: Zur Mittelschicht gehört 60 Prozent der Bevölkerung. Die sozialen Sicherungssysteme funktionieren. Das Gesundheitssystem ist vorbildlich für die Region.
Die Schweiz Lateinamerikas
So weit, so gut. Aber im Grunde ist das nicht Neues. Bis in die 50er Jahre galt Uruguay als die „Schweiz Lateinamerikas“. Schon Anfang des 20. Jahrhunderts wurden der 8-Stunden-Tag, die Arbeitslosenunterstützung und der kostenlose Schul- und Universitätsbesuch eingeführt. Das Land war bereits damals eines der fortschrittlichsten Lateinamerikas.
Nach dem wirtschaftlichen Niedergang infolge einer protektionistischen Wirtschaftspolitik Mitte des 20. Jahrhunderts, den romantisch-revolutionären Revolten in den 70er Jahren und einer 12-jährigen Militärdiktatur bis 1985 hat Uruguay jetzt auf „Reset“ gedrückt. Vor sich hat es aber noch etliche Herausforderungen.
Man kann nicht einmal sagen, dass die Weichen gestellt worden sind. Es ist unstrittig, dass die Zukunft der Wissensgesellschaft gehört. In der letzten PISA-Studie belegte Uruguay aber Platz 57 von 67. Die Bildung wird die zentrale Herausforderung der nächsten Jahre sein.
Dazu kommen Defizite in der internationalen Wettbewerbsfähigkeit, der Diversifizierung der Wirtschaft und der Infrastruktur. Sollten die Eliten und die Regierung die Zeichen der Zeit erkennen, könnte Uruguay erfolgreich den Weg zurück in die Zukunft finden. Dafür hat die Frente Amplio jetzt weitere fünf Jahre Zeit bekommen.

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