Chile/Deutschland: „Grüne Lunge“ in Gefahr

Laufwasserkraftwerk soll vor allem Energie für den Kupfertagebau Los Pelambres liefern

Das Wasserkraftprojekt Alto Maipo in der Nähe von Santiago de Chile bedroht nicht nur ein wichtiges Naherholungsgebiet, sondern auch die Trinkwasserversorgung der Metropole. Mehrere deutsche Unternehmen und Finanzinstitutionen beteiligen sich an diesem umstrittenen Bauvorhaben. Wenn das Kraftwerk fertig gestellt wird, soll es vor allem Energie für den Kupfertagebau Los Pelambres liefern.

 

Der Río Maipo ist für die Wasserversorgung der chilenischen Hauptstadt wichtig
Der Río Maipo ist für die Wasserversorgung der chilenischen Hauptstadt wichtig QUELLE: NICOLAS FIGUEROA PEÑA LIZENZ: CC BY-SA 2.0

Sie ist die „Grüne Lunge“ der sechs Millionen Einwohner zählenden Hauptstadt Santiago de Chile: Die Schlucht Cajón del Maipo rund um den Flusslauf des Maipo ist ein beliebtes Naherholungsgebiet für die Hauptstädter. Insbesondere das Gebiet um den Nationalpark El Morado mit seinen Vulkanen und Gletschern wird gerne für Wandertouren oder andere Outdoor-Sportarten genutzt. Doch auch für die Wasserversorgung der chilenischen Hauptstadt ist der Río Maipo wichtig: Die Trinkwasserversorgung des Ballungsraums um die Hauptstadt hängt von dem Gebirgsfluss ab. Zudem wird das Tal intensiv von der lokalen Bevölkerung für den Anbau von Nahrungsmitteln genutzt.

So ist es kein Wunder, dass sich früh Widerstand gegen ein Wasserkraftprojekt formierte, das dieses Tal gefährdet. Im Jahr 2007 wurden die Pläne für Alto Maipo bekannt, und schnell bildete sich ein breites Widerstandsbündnis aus Umwelt und Tourismusverbänden, lokalen Aktivisten, Gewerkschaften, Anwälten und Politikern unter dem Namen „Red Metropolitana No Alto Maipo“.

Das Wasserkraftprojekt Alto Maipo wird seit 2013 in rund 2.500 Metern Höhe am oberen Flussverlauf des Río Maipo im Gemeindegebiet von San José de Maipo gebaut. Etwa 50 Kilometer südöstlich der chilenischen Hauptstadt Santiago soll der Laufwasserkraftwerkkomplex entstehen. Befürworter bewerben es als saubere Energiequelle: Das Wasser der Quellflüsse des Río Maipo – der Flüsse Volcán, Yeso und Colorado – soll teilweise abgezweigt und über insgesamt etwa 46,5 Kilometer lange Beton röhren zu den unterirdischen Kraftwerken Alfalfal II und Las Lajas geleitet werden, wo mit Turbinen elektrische Energie erzeugt werden soll. Zusammen soll der Komplex eine Gesamtkapazität von 531 MW haben.

Bereits mit dem ursprünglich geplanten Auftragsvolumen von rund 750 Millionen US-Dollar ist es eines der größten privaten Bauvorhaben in Südamerika. Bauherr ist die Alto Maipo S.p.A., ein Tochterunter nehmen des chilenischen Energieproduzenten und -netzbetreibers AES Gener und des US-amerikanischen Mutterkonzerns AES Corporation. Alto Maipo S.p.A. befand sich bis Anfang 2017 zu 60 Prozent im Besitz von AES Gener und zu 40 Prozent im Besitz des chilenischen Bergbaukonzerns Antofagasta Mi nerales, deren Eigentümer die Milliardärs-Familie Luksic ist.

Von Ulrike Bickel, Thilo Papacek
Lateinamerika Nachrichten

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