Baumaterialien in Uruguay – Sand, Steine, Beton

Sofern man in Uruguay bauen, renovieren oder heimwerken möchte, sollte man sich unbedingt mit den speziellen Begebenheiten bezüglich der verfügbaren Materialien auseinander setzen (ganz abgesehen von den zuweilen recht komplizierten bürokratischen Herausforderungen). Dazu möchten wir hier ein paar Beispiele aufzeigen. Fangen wir mit Materialien zum „Häusle“ bauen an.

Sand, Steine und Beton

 

Baumaterialien in Uruguay
Baumaterialien in Uruguay

 

Anders als in Deutschland bekannt, gibt es hier keine zig verschiedenen Körnungen von Sand und Kies. Daraus resultiert eine nicht vorhandene Anpassung von Beton an die jeweiligen Bedürfnisse. Dabei sah es für uns zu Anfang so aus, als wäre Uruguay das Land des Betons schlechthin.

Kies, wie wir ihn kennen, gibt es hier gar nicht und Sand haben wir bisher in höchstens 2 Körnungen angeboten bekommen. Das Pendant zu Kies nennt sich in Uruguay „Pedregullo“ und besteht aus dem hier überall vorhandenen roten brüchigen Stein. In den größeren Lieferungen befinden sich keine gewaschenen oder gesiebten Steine oder Kiesel sondern auch Sand, Schlammanteile und große Klumpen, wie auf dem Bild gut zu sehen ist.

 

Pedregullo
Pedregullo

 

Zusammen ergibt das keine optimale Beton-Qualität, wie man es aus Deutschland/Europa gewohnt ist. Oft wird der Beton hier direkt vor dem Haus auf der Straße angemischt und liegt dort dann auch mal länger in der Sonne. Die daraus resultierenden Probleme zeigen sich in der Regel nach ein paar Jahren durch Risse, die meist auch durch den falschen Anteil Stahl und die falsche Verteilung im Beton entstehen. Typische Beton-Vibratoren zum Verrütteln finden hier eher auch keine Verwendung, aber eines muss man den Leuten hier lassen, Schalungen konstruieren können sie!

 

Schalungen beim Hausbau auf einem Nachbargrundstück.
Schalungen beim Hausbau auf einem Nachbargrundstück.

 

Hier waren 6 Männer über 4 Wochen beschäftigt diese Schalungen zu erstellen und zwar alles in Handarbeit. Auch die Stahlteile wurden selbst aus Stangen hergestellt und gebogen. Beton wurde mir einer kleinen Maschine hergestellt und per Schubkarre und Eimern verteilt.

 

Betonmischer
Betonmischer – Im Hintergrund „Grünschnittbeseitiging“ auf uruguayische Art
Beton nach ein paar Jahrzehnten
Beton nach ein paar Jahrzehnten

 

Bei den verfügbaren Steinen empfiehlt sich auch ein Umdenken. Der günstigste Standardbaustein „Ladrillo“ ist wohl mit keinem aus Deutschland bekannten Ziegelstein vergleichbar. Er sieht zwar toll aus, ist aber nicht so gebrannt wie gewohnt und damit brüchig und saugfähig wie ein Schwamm. Ein Stein saugt bis zu 1 Liter Wasser auf.

Bei einer Lieferung werden (bei uns bisher zumindest) daher meist 10% mehr geliefert, weil einige der Steine beim Transport kaputt gehen. Lässt man die Steine bei Wind und Regen draußen liegen, besteht die Gefahr, dass sie nach ein paar Jahren beim Anfassen zerbröseln. Dank fehlender Feuchtigkeitssperren bei den Fundamenten, ist dies hier auch eines der größten Probleme bei feuchten Mauern. Diese saugen dann die Feuchtigkeit aus dem Boden und die wandert in der Wand nach oben. 

 

Ladrillo comun
Ladrillo común

 

Weiterhin verfügbar sind Hohlblocksteine, sogenannte „Bloques“ die hier oft von kleinen privaten Unternehmen aus Beton produziert werden. Von Größe und Qualität leider auch nicht vergleichbar mit bekanntem Material aus DE.  Aber wohl besser für die Vermeidung von feuchten Wänden. Unser Haus besteht großteils aus Bloques und die Wände sind trocken.
Mittlerweile werden auch gebrannte Ziegel, sogenannte „Ticholo“ angeboten und Ytong soll ebenfalls verfügbar sein.

 

Bloques - Hohlblocksteine
Bloques – Hohlblocksteine
Ticholos - gebrannte Tonsteine
Ticholos – gebrannte Tonsteine

 

Wenn man sich so umschaut, könnte man generell wohl sagen, Uruguay besteht zu 50/50 aus Ladrillos und Beton. Neuerdings kommen aber auch alternative Baustoffe, wie gestampfter Lehm (Adobe), Sandsackbauweise und reine Holzhäuser dazu.
Das wohl beste Beispiel für nachhaltiges Bauen ist die Schule in Jaureguiberry. Über die Haltbarkeit der alternativen Stoffe bei der hier herrschenden Feuchtigkeit (Lehm) und der intensiven Sonne (Kunsstoffsäcke) sind uns keine langjährigen Beispiele bekannt.

 

Lehmbauweise
Lehmbauweise
Lehmziegel, Stampflehm und Sandsack kombiniert.
Lehmziegel, Stampflehm und Sandsack kombiniert.
Sandsack-Konstruktion
Sandsack-Konstruktion

TIPP!!  Wegen des Ladrillo/Feuchteproblem hatte sich unsere Nachbarin für Sika Igol entschieden, das soll die Ladrillos über ein Infiltrationssystem plastifizieren. Bei ihr funktioniert es super.

 

Wer hier bauen möchte, ist also gut beraten, sich ausgiebig mit den hier verfügbaren Materialien zu beschäftigen und gegebenenfalls Alternativen zu suchen und vor allem Preise zu vergleichen! Einen Überblick über die aktuellen Preise kann man sich für die o. g. Materialien zum Beispiel bei Mercadolibre.com.uy verschaffen. Leider steigen auch hier die Preise ständig!
Natürlich ist es auch von Vorteil, wenn man möglichst viel selbst machen kann und die Bauleitung selbst übernimmt. 

Hier geht es zum Beitrag über Holz als Baumaterial

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